wie gärtnern. Einladung zum Gedankenausflug ins Grüne – angelehnt an aktuelle Aufträge, zurückliegende Begleitungen und die Natur der Dinge.
Teams und Organisationen in ihrer Entwicklung zu betrachten und zu fördern, ist nicht anders, als einen Garten zu betreuen. Man muss ihn begehen und beobachten, um zu verstehen, man muss hegen und pflegen, Blüte und Wachstum fördern, ihn gesund halten, um schöne Blumen und eine reiche Ernte zu erzeugen.
In einem Garten wächst so einiges miteinander, nebeneinander und übereinander, was Beachtung möchte und leben will. Mancherorts ist es in sauberen Reihen und speziellen Arten sortiert, die vorher gesät oder gepflanzt wurden, an anderen gibt es ein buntes Durcheinander, was sich zufällig angesiedelt hat, sich ausbreitet oder unterordnet, wilde Beikräuter verkraftet und Zugeflogenes schätzt. In dem einem Garten sind Tierbesuche erwünscht, im anderen sollte Unerwartetes flott wieder entfernt werden.
Je nachdem, was ich mir als Gärtnerin vorgenommen habe, kann ich im Garten, Feld oder Park mehr oder weniger tun. So oder so – erstmal muss ich den Ort aufmerksam sichten, um die Ordnung zu erkennen. Was ist da? Was tendiert wohin, wo entwickelt sich Frucht, wo Blatt, wo Blüte, was wächst stark, was kümmert vor sich hin, wo ist Licht, wo Schatten, wo gibt es Schädlinge, Blattkrankheit, Pilzbefall. Was könnte Unterstützung brauchen, wo wäre welcher Einsatz sinnvoll. Dann kann ich entscheiden, wieviel ich eingreife und womit.
Manche Pflanzen brauchen Dünger, man muss sie umsetzen, Läuse absammeln, Nützlinge beibringen oder eine Rankhilfe geben. Manche muss man nur wässern, schon kann man ihnen beim Wachsen zusehen, wie sie immer mehr Ableger machen und sich in die nächsten Gärten ausbreiten. Für manche ist der Standort einfach ungeeignet, bei aller Zuwendung gehen sie ein. Manche Gärten muss man nur einmal harken und jäten, manche brauchen frische Erde und neues Saatgut.
Ich liebe Bauerngärten mit ihrem Mix von Stauden und Gemüse, genauso wie wilde Blumenwiesen, schätze aber auch den angelegten Schlosspark oder den Nachbarschaftsgarten in der städtischen Brache. Am liebsten aber bin ich immer noch im Wald, dem größten und autonomsten aller Gärten. Dieser Reichtum der Natur, die Abwechslung und die Möglichkeit, sich je nach Bedürfnislage hinzugeben, ist ein riesiger Schatz.
Organisationen sind wie verschiedene Gärten, Parks, Wälder und Wiesen. Deswegen finde ich Prozessbegleitung immer wieder so spannend. Der ehrenamtliche Verein hat anderes gesät als der mittelständische Unternehmer, braucht weniger umzugraben, aber mehr Nützlinge. Der Konzern leidet unter seiner Monokultur, die Ernte wird geringer, er braucht starken Kompost für den Boden. Die Kultureinrichtung lässt in der wilden Wiese alle Blüher stehen, aber scheut die erste Mahd, weshalb die Blüten knicken und das Gras keine Luft mehr bekommt.
So wie in der Blumenwiese keine Rankhilfe gefragt ist und im Schlosspark der Pferdemist irritiert, braucht jedes Unternehmen einen anderen Blick, andere Methoden, anderen Input. Jedes System hat seine Bedingungen. Das fordert heraus, regt an, hält wach und lebendig.
Danke an diese Landschaften und Äcker, Gärten und Parks für ihre Herausforderungen und Anregungen: MdbK Leipzig in der Team- und Leitbildentwicklung, Netzwerk Gerswalde bei der Prozessbegleitung, Akademie Schloss Solitude in der Organisationsentwicklung, GEW Frankfurt bei der Teamschulung in Gelingender Kommunikation, Kulturdialog Sachsen in der Marken- und Projektentwicklung – das Gärtnern bei euch war und ist eine Bereicherung.