Wie oft ich Gespräche mit KollegInnen und anderen Selbstständigen darüber führe, wie sehr das Selbstmarketing nervt? Rhetorische Frage, genau: Sehr oft, es ist zum Haareraufen, siehe Bild.
Die Frage, was auf die Website soll, wie ich mich nenne, wie mein Angebot aussieht, wie ich meine Expertise beschreibe, warum man mich buchen sollte, wie der LinkedIn-Kanal bespielt werden könnte (vorausgesetzt man hat die Mühsal der Profilerstellung hinter sich gebracht), ob man sich den Stress antut, auch noch auf Insta präsent zu sein und wenn ja wie, was man mit dem ollen Facebook macht … Alles anstrengend, alles mit diesem „uargh, das muss ich auch endlich mal machen“ belegt. Kennst du auch? Bekloppt, oder? Und leider ’normal‘, wenn man anerkennt, dass es der Norm, also den meisten so geht.
Das Eigene?
Und wenn man sich dann endlich ransetzt, nachdem man sich durch Seiten der geheimen Vorbilder geklickt hat und sich Feedverläufe von sogenannten Profis gegeben hat, ist man nicht nur desillusioniert oder mindestens frustrierter, meist hat man dann auch längst das vorsichtig mit Bleistift gezeichnete Bild der eigenen Darstellung ausradiert. Und fängt an, sich zu bemühen, es ähnlich zu machen wie „die Anderen“, es passend zu machen, es so zu machen, wie es „dieser Markt“ oder diese Crowd und Community es lesen will (wie man denkt, dass die anderen es wollen können würden).
Schade eigentlich. Denn so sehr WordPress & Co ein Segen sind für alle, die entweder nicht das Budget haben, sich Website und Selbstdarstellung von Markenprofis basteln zu lassen, oder einfach Bock haben, es selbst zu machen, so sehr führt es dazu, dass alles doch irgendwie ähnlich wird. Gute Themes sehen halt doch gleich aus, wenn man sie nicht mit Aufwand und zusätzlicher Programmierung aufschraubt. Was – fatale und paradoxe Wirkung – wiederum dazu führt, dass ich mit meinem Portfolio wieder nicht heraussteche, das eigentliche Ziel dieser ganzen Mühe und Drama ist. Dilemma. Es den anderen gleich zu tun, führt zu mehr Gleichem.
Die eigene Selbstdarstellung erfordert Mut
Es kostet Mut, mich zu zeigen. Ich mach mich verletzbar, wenn ich einen Post raushaue, ich habe Angst vor der Wirkung, vor dem ignoriert werden so sehr wie vor Kritik. Aber auch Lob kann Mühe machen, denn dann geht die Maschinerie der Plattformen ja erst los: wie reagiere ich, wann, mit wieviel Verlinkung, was bedeutet das für alle anderen, die mitlesen und für mich und den nächsten Post. Post wie Positionierung, ich lege mich fest, zum Nachlesen und durchscrollen, auf ewig, in diesem Internet.
Die gute Nachricht? Wir sind nicht allein. (Fast) alle Anderen machen das auch durch, auch wenn man es in ihren Posts so meist nicht sieht und liest. Jammer-Marketing will ja auch niemand. Naja, obwohl? Aber so oder so: es sollte Spaß machen, mit Vergnügen geht alles leichter. Und es kann auch Spaß machen!
Bildet Banden
Ich hab mich an anderer Stelle schon mal drüber ausgelassen, wie irritierend ich finde, dass über dieses ganze Schlamassel so wenig gesprochen und geschrieben wird, das wiederhol ich jetzt nicht, aber siehe Inhalt des vergangenen Beitrags: Ihr Menschen, denen das ähnlich geht, ihr müsst weder verzweifeln noch gleich zur kostenpflichtigen Beratung laufen, gründet lieber Banden. Tut euch zusammen, eröffnet einen Zirkel eures Vertrauen, eine Messanger-Gruppe mit Menschen, die das gleiche durchmachen, garantiert habt ihr welche in eurer Umgebung, findet sie, sprecht sie an!
Beratet euch gegenseitig, macht das mit Empathie ohne Ergebniszwang und gönnt euch einen eigenen Blick, eine Einschätzung ohne den Markt, ein Feedback unter FreundInnen und KollegInnen. Dann könnte womöglich was rauskommen, was nicht nur kostengünstiger ist, sondern auch individueller, ehrlicher und einfach mal anders.
Macht die Gruppe nicht zu groß, 3-5 Personen, sonst kann Stress aufkommen. Macht es nicht dogmatisch, aber gebt euch eine Form, ein Format, wie ihr euch austauschen wollt. Baut euch einen geschützten Raum, auf euch als Beteiligte zugeschnitten. Und dann spielt, spinnt, traut euch, holt Sehnsüchte hervor, flüstern euch heimliche Wünsche, benehmt euch unstrategisch, macht euch frei vom Marketing, den vermeintlichen Erwartungen der Zielgruppe, der Leserschaft, von der herrschenden Mode in Wording und Stil. Wer will sich schon beherrschen (lassen).
Wünsche viel Vergnügen und freu mich so auf neue Styles 🤖